Samstag, 26. Dezember 2009

What a Man. What a Night.

Weißes Shirt.
Dunkle Jeans.
Sehr weiße Schuhe.
Man könnte annehmen, dass sie im Dunkeln leuchten.
Und dann du.
Südländer.
Portugiese.
Schöne Augen und tolle Wimpern.
Und verdammt schöne weiße Zähne.
Diese tolle Lachen und das freche Grinsen.

Ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich dich zum ersten Mal gesehen habe.
Durch Freunde halt, ein Kumpel hat dich mitgebracht.
Ich fand dich scheiße.
Unsympathisch.
Rein optisch betrachtet gehörst du zu dieser oberflächlichen Sorte von Idioten.
Was ja nicht mal das Problem wäre, wenn du dich nicht auch noch so geben würdest.
Du bist immer lustig, denkst du jedenfalls.
Frauen = Spielzeug.
Verpackung raus, einmal spielen, wegwerfen.
Das war das was ich über dich hörte und was ich von dir wusste.
Was du auch gerne von dir erzähltest.
Und ehrlich gesagt, wäre alles andere auch recht verwunderlich gewesen.
Außer „Hallo“ und „Tschüss“, „Bring mir auch mal bitte ein Bier mit!“ oder „Haste mal Feuer?“ haben wir noch nie viel miteinander geredet.
Musste ich auch nicht haben.

Aber eigentlich, da war ich mir ziemlich sicher, versteckst du dich.
Das war das erste, was ich dachte, als ich dich das erste Mal für mehr als 10 Minuten an der Backe hatte.
Wahrscheinlich versteckst du dich vor dir selbst.
Aus Angst vor Schwäche und Fehlern.
Und aus Angst davor, irgendeinen Status zu verlieren.
Ich weiß nicht, was es dir bringt so eine Fassade aufzubauen.
Aber diese immer gut gelaunte Art und dieses ständige coole Sprüche klopfende Gelaber, habe ich dir nie abgenommen.
Ich fand und finde es immer noch affig, sich vor anderen als jemanden geben zu müssen, der man eigentlich gar nicht ist.

Und dann war da gestern Abend diese Party.
Wohnungseinweihungsparty von dem Kumpel, durch den wir uns auch kannten.
Es war wie immer, ein normales „Hallo! Na, alles fit?“, die passende Antwort darauf, ein paar Stunden feiern und als dann die Nachbarn kamen, weil wir zu laut waren, war es auch alles schnell vorbei. Für mich fuhr kein Bus mehr und du durftest nicht mehr fahren, also blieben wir dort und pennten im Schlafzimmer.
Während sich unser Kumpel und dessen Freundin neben uns ins Bett legten, lagen wir einfach dort auf dem Fußboden und fingen an zu reden.
„Pssssscht! A. und C., haltest mal eure Fresse, wir wollen pennen“
Wir mussten näher zusammenrücken, weil müde waren wir beide nicht und wir wollten unbedingt noch weiter reden.

Bis zu dem Zeitpunkt wusste ich nichts von dir.
Du hast Fachabitur gemacht in Elektrotechnik, gehst jetzt zum Bund, kaufst dir bald ein eigenes Auto. Deine Lieblingssendung ist Scrubs, aber nur die englischen Versionen, damit du mehr Sprachgefühl für das Englische bekommst, du hast eine große Schwester, sprichst außerdem noch fließend Spanisch und wirst in drei Tagen 21 Jahre alt.
Und vorher dachte ich, dass du die größte Flachpfeife wärst, die mir jemals unter die Augen getreten ist.

Wieder hörten wir ein verärgertes „Psssscht!“ und wir rückten noch näher zusammen, deine Stirn berührte meine, wir lachten und flüsterten leise. Du warst zum ersten Mal wirklich lustig.
Und dann merkte ich vorsichtig, wie deine Hand nach meiner suchte und sie schließlich fand. Du hast sie einfach festgehalten und redetest dabei weiter, so als wäre gar nichts gewesen.
Wir rückten noch ein bisschen näher zusammen, unsere Nasenspitzen berührten sich und ich sah, wie sich deine Augen schlossen und dann kam dieser leichte, wunderschöne Kuss.

So schüchtern, wie ich es von dir gar nicht erwartet hätte, denn für mich warst du immer nach C. – der Womanizer.
Ich versuchte ein bisschen was aus dir herauszuquetschen. Ich wollte wissen, was dran war, an dem, was ich immer hörte und wie es wirklich aussah hinter der Fassade.
Du lachtest, wurdest ein bisschen rot, versuchtest vom Thema abzulenken. Aber wolltest dich doch rechtfertigen und wissen, was man noch so hörte.
Ich kratzte absichtlich an deiner Fassade und das war dir klar.
„Die alten Geschichten wollen wir doch jetzt nicht mehr auspacken, oder, A.?! Das wichtigste ist doch das, was gerade hier passiert.“
Der nächste Kuss.
Schöner und länger als der Erste.
Aber immer noch genauso schüchtern und zurückhaltend, aber trotzdem wunderschön.
Einige Stunden ging es immer so hin und her.
Wir ärgerten und stichelten uns ein bisschen, nur so zum Spaß.
Lachten viel, redeten ernsthaft.
Ein Kuss folgte dem nächsten.
Mal ließ ich mich küssen, mal nicht.
Nur so, um zu testen, wie weit du gehen würdest, wann du aufgeben würdest und worauf du hinaus bist.
Und ich wusste genau, wie sehr es dich doch ärgerte, dass nicht du „die Fäden in der Hand hattest“ und ich am längerem Hebel saß, weil ich wusste, dass du es nicht gewohnt warst, dass es weibliche Wesen gibt, die dich warten ließen und bei denen du dich bemühen musst, um das zu bekommen, was du gerne hättest.
Auch wenn du versucht hast, es dir nicht anmerken zu lassen, ich hatte dich doch durchschaut und es gefiel dir.
Wie deine Hand durch meine Haare fuhr, damit sie mir nicht ins Gesicht hingen und du mich besser küssen konntest. Wie dein Blick mich fixierte, wenn wir uns einfach nur ansahen. Und immer, immer, dieses Lächeln. Dieses wunderschöne Lächeln.
Und irgendwann wurde es schon fast hell, wir waren die ganze Nacht wach gewesen.
Manchmal lagen wir einfach nur so da.
Ich in deinen Armen.
Wie eine Prinzessin.
Es war so unreal, so kitschig und romantisch, eigentlich gar nicht so mein Ding, aber doch so schön.

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